Gedanken zum zweiten Advent 2024
Blickt auf und hebt eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht. Lukas 21,28
Dieser Aufruf Jesu erfordert einen aufrechten Gang; mit gebeugtem Rücken können wir nicht nach oben schauen. Wir müssen tatsächlich den Kopf heben, wenn wir wirklich nach oben blicken wollen. Wenn wir so verfahren, erleben wir nicht nur eine Veränderung unserer Blickrichtung, sondern letztlich auch eine grundlegende Richtungsänderung in unserem Leben.
Unser Blick wendet sich von der Vergänglichkeit des Irdischen, mit all seinen Sorgen und Nöten, von unseren Irrwegen und den verfehlten Blickrichtungen, die von Begierde und dem Streben nach Besitz geprägt sind.
Empor bedeutet im Grundtext der Bibel, sich zu erheben. Wir erheben uns aus dem Staub und dem Dreck der Vergänglichkeit. Es ist ein Aufblicken, das mit einer hoffnungsvollen Zusage verbunden ist: die Gewissheit, dass unsere Erlösung nahe ist. Christus, aus dem Himmel geboren, kam in unsere Welt. Sein Erlösungswerk ist nicht nur unsere Hoffnung, sondern auch unsere Befreiung!
Und nun stellt sich uns, dir und mir, eine berechtigte Frage: Wohin blicken wir? Nach unten in den Unrat, der uns umgibt? Auf uns selbst, mit all unseren Schwächen und Fehlern? Auf den Nächsten, erfüllt von Neid und Missgunst?
Oder doch nach oben, zu dem Himmlischen, dem Vollkommenen? Der Ort der Verheißung und des Neuwerdens?
Nach der gewagten Änderung der Blickrichtung und damit der Erlösung, die uns nahe gekommen ist – oder besser gesagt, die in uns gekommen ist – verändert sich unsere Haltung sowie unsere Ausrichtung: Wenn wir nach unten blicken, entdecken wir Hoffnung in dieser Welt. Wenn wir uns selbst betrachten, erkennen wir die Möglichkeit zur Veränderung und Erneuerung. Wenn wir auf unseren Nächsten schauen, sehen wir seine Not und Sorgen – und wir sind aufgerufen, zu helfen.
Nun erkennen wir, dass die Aufforderung Jesu, nach oben zu blicken, kein Befehl, sondern eine Einladung ist. Hier liegt der Sinn der Adventszeit: ein vorbereitendes Warten. Wir warten auf die Erlösung, die von oben kommt und bereits gekommen ist. In diesem Warten steckt auch das Erwarten. Und in der Erfüllung des Erwartens liegt die Veränderung. Sie beginnt bei uns, bei dir und mir. Dann sind wir es, die dem Nächsten zurufen, die Häupter zu heben und nach oben zu blicken, denn von dort naht auch ihre Erlösung.
Ich wünsche allen einen gesegneten zweiten Advent.